Francesco Jodice – Fotograf und Filmemacher
Das Kino Cameo vermittelt Einblicke in das Filmschaffen des italienischen Fotografen und Filmemachers Francesco Jodice (*1967), dessen Ausstellung «Panorama» bis 07.05.2017 im Fotomuseum zu sehen ist. Neben Kurzfilmen, die bei einigen Premieren als Vorfilme zu sehen sind, findet am Sonntag, 26. März um 15 Uhr eine Spezialveranstaltung in Anwesenheit des Künstlers statt. Zu sehen ist eine Filmzusammenstellung mit anschliessendem Gespräch.
Filmprogramm, 26. März, 15 Uhr:
«La notte del Drive In», I 2013, 38'
Nach einer Aneinanderreihung von Werbeclips folgt eine Montage aus unzähligen Kurzsequenzen des «Poliziottesco», einer Unterart des Polizeifilms aus Italien, die sich zwischen 1968 und 1982 vorwiegend mit der italienischen Polizei und der Mafia beschäftigt hat. Die Filmsequenzen sind thematisch assortiert in Schusswechsel, Sex, Überfälle, Verfolgunsjagden, Explosionen. Auch wenn wir den Film nicht als Driv-In aus dem Auto heraus bestaunen können, so wird die Energie dieser Poliziottesco-Dekaden dennoch spürbar, die als ein Weg heraus aus der unbeweglichen, einengenden Welt der zeitgenössischen Kunst zu verstehen ist.
«Hikikomori», I 2004, 22’
Der Begriff «Hikikomori» bezeichnet in Japan Menschen, die sich «freiwillig» in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer einschliessen und den Kontakt zur Gesellschaft auf ein Minimum reduzieren. Der Begriff bezieht sich sowohl auf das soziologische Phänomen als auch auf die Betroffenen selbst, bei denen die Merkmale sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. Francesco Jodice und der kalifornische Filmemacher Kal Karman sind diesem Phänomen nachgegangen, von dem seit den späten 80ern Hunderttausende von JapanerInnen betroffen sind. Eine Reise in Einsamkeit, Depression, in zunehmende Unsicherheit und abnehmende Kommunikationsbereitschaft – und die Welt der Mangas und Videogames.
«Citytellers: Dubai», I 2010, 57’
Die Filmtrilogie «Citytellers» untersucht die Veränderungen heutiger Metropolen mit Blick auf neue soziale, politische, wirtschaftliche und religiöse Aspekte. Die Filme machen sich die Codes des Dokumentarfilms, die Kinoästhetik und die Prinzipien filmischer Erzählkunst zunutze, um einen Sprachenmix jenseits des gewöhnlichen Bildkanons zu schaffen. «Dubai_Citytellers», der im Kino Cameo zu sehen ist, untersucht den Neo-Urbanismus der Stadt Dubai, in der Wolkenkratzer aufgrund einer neuen Sklavenpolitik, die es erlaubt, ausländische Arbeitskräfte auszubeuten, wie Pilze aus dem Boden schiessen. Im Fotomuseum werden zudem zwei weitere «Citytellers» von Jodice gezeigt: «São Paulo_Citytellers» untersucht Phänomene der Selbstorganisation, die typisch sind für Megastädte ohne starke institutionelle Präsenz. «Aral_Citytellers» zeigt die Chronik des Scheiterns eines grossen sowjetischen Projekts in Kasachstan und Usbekistan, bei dem Baumwollplantagen mit einem Chemiewaffen-Stützpunkt und dem grössten Raketenstartplatz der Welt zusammengeführt werden sollten.