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100 Jahre 16 mm

Kurzfilme von diverse Regisseur:innen

Dauer 99’ + Kontext Talk

16 mm, das vielseitigste Filmformat aller Zeiten, feiert seinen 100. Geburtstag. Es wurde in allen Bereichen eingesetzt: vom Armeefilm zum Schulfilm, von der Werbung zum abendfüllenden Dokumentarfilm. Zudem galt 16 mm als ideales Format für den Experimentalfilm. Und nicht zu vergessen sind die vielen Stunden Filmmaterial aus privaten Haushalten. In diesem Programm zeigen wir eine Auswahl an Produktionen, die einen Bezug zur Schweiz haben und einen Einblick in die Vielfalt des Formates geben.

«L'heure ‹h›»
Jacques Boolski, Schweiz 1936 / 21:00 / Doc (Deutsch/e)
Ein Kollektivspielfilm gedreht vom Club Cinéamateurs de Lausanne, kurz nach Gründung des Clubs im Jahr 1933. Jacques Boolski, einer der Mitarbeitenden am Film, war der Erfinder der Bolex Kamera (die Bolex H16 wurde zum «Rolls Royce» unter den Kameras), ein wichtiger Beitrag der Schweiz zur erfolgreichen Geschichte von 16 mm. Der Film zeigt, wie man als Filmamateur im Jahre 1936 arbeitete, mit allen Freuden und Leiden.

«Hinweisaktionen»
HHK Schoenherr, Schweiz 1970 / 24:03 / Exp (Deutsch/e)
«A: Film macht blind. B: Film ist Material. C: Film ist Kaviar. D: Film ist Papier. E: Film ist wahr - oder? Hinweisaktionen ist ein Pausenfilm, also ein Film für die Pausen im Kino. Erforderlich ist aber, dass HINWEISAKTIONEN in jeder Pause gespielt wird, damit die Zuschauer kapieren: FILM ist Kaviar wie FRISCO Eiscrème ist. A. Film macht blind zeigt wie Hilmar Hoffmann (Oberhausen) Peter W. Jansen (Baden-Baden) und Wilhelm Roth (München) ‹BLIND für Film durch Film› sind. Sie vertreten die vielen anderen Kritiker, die – teils durch ihre eigene Aufbauarbeit für Film, Kunst und Kasse - den neuen Filmformen völlig verständnislos gegenüberstehen. E. Film ist wahr - oder? zeigt mit: früher: Gedrucktes = wahr, heute: Film = wahr, dass niemand mehr sagen sollte: ‹Er lügt wie gedruckt›. Aktueller und richtig heisst es: Er, sie, es lügt wie gefilmt.» Aus: HHK Schoenherr: das kaputte kino. dossier film. pro helvetia/zytglogge verlag, 1986.

«Bilder aus der Sahara»
Margret Fusbahn, Schweiz 1937 / 18:18 / Doc (Deutsch/e)
Die vorliegende Zusammenstellung stammt aus dem Bestand der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Unterrichtskinematographie (SAFU). Der Film durch das Lichtspiel mit Unterstützung von Memoriav 2022 restauriert. Genauere Nachforschungen fehlen noch. Laut einem Beiheft wurde das Material von der St. Galler Flugpionierin Margret Fusbahn (oder Fussbahn) auf einer Autoexpedition gedreht, die sie mit ihrer Freundin, der Rorschacher Künstlerin Trudi Schneebeli unternahm. Schnitt und Zwischentitel stammen dann aber in der vorliegenden Version von einem gewissen Dr. H. Liniger, Basel. Sowohl die Kameraführung als auch die Zwischentexte entsprechen dem Geist der 1930er Jahre mehr als unserem heutigen.

«Spiegelei»
Isa Hesse-Rabinovitch, Schweiz 1969 / 6:15 / Exp (ohne Dialog)
Der erste Film von Isa Hesse-Rabinovitch, einer zentralen Figur der ersten Generation filmender Frauen. Sie blieb dem 16-mm-Format treu, bis sie in den 1980er Jahren auch mit Video zu arbeiten begann. Die venezianische Skizze «Spiegelei» wurde von Guy Magey musikalisch untermalt. Der Film war 2010 Teil des grossangelegten ZhdK Restaurierungsprojektes Schweizer Filmexperimente, unterstützt von Memoriav.

«Winterthurer Kadetten Film»
Robert Ernst, Schweiz 1950 / 8:27 / Doc (Deutsch/e)
Der Winterthurer Architekt Robert Ernst, von dem vor einigen Jahren bereits ein privater 35-mm-Film an den Kurzfilmtagen lief, drehte ab ca. 1937 mit 16 mm. Seine Filme waren schon in fortgeschrittenem Zersetzungsstadium, als sie 2017 im Lichtspiel digitalisiert wurden. Dieser Film enthält verschiedenes Farbmaterial, mal stark zersetzt, mal zumindest farblich wunderbar erhalten.

«6heures50»
Regie unbekannt, Schweiz 1948 / 4:00 / Doc (Französisch/e)
Ovomaltine hilft in fast allen Lebenslagen, wie uns dieser undatierte Werbefilm aus dem Bestand der Firma Wander im Lichtspiel zeigt. Die einzige bekannte überlieferte Kopie weist in einer kurzen Sequenz einen handkolorierten Teil auf, was sie noch ungewöhnlicher macht.

«Antenne Spezial vom 21.07.1969»
SRF Archiv, Schweiz 1969 / 3:15 / Doc (Deutsch/e)
Diese Sendung berichtet über die verschiedenen Bereiche, in denen die Schweiz an der Mondlandung teil hatte: von einem Spezialwecker der Firma Omega bis zu einer Musikkomposition. Wir zeigen nur den Beitrag, der 16 mm betrifft: die Mondlandung wurde auf 16 mm gefilmt, und zwar durch die Objektive der Firma Kern aus Aarau, für die sogar ein spezieller Kleber entwickelt werden musste.

«Schulkolonie Schlief»
Regie unbekannt, Schweiz 1932 / 9:00 / Doc (Deutsch/e)
Der Film wurde in den 1930er Jahren vom Erziehungsdepartment Basel-Stadt produziert und zeigt laut Untertitel etwas «Aus dem Tätigkeitsgebiet des Schulfürsorgeamtes»: eine Mädchenklasse, deren Unterricht für drei Wochen aufs Land verlegt wird und die dort allerhand Nützliches lernt. Das Lichtspiel in Bern hat 2016 mehrere Negative von Schulfilmen zur Arbeit des Schulfürsorgeamtes erhalten und sie 2022 mit Unterstützung von Memoriav restauriert. Genauere Nachforschungen zum Entstehungs- und Vorführkontext der Filme stehen noch aus. Zwischentitel der Firma Lips in Basel deuten auf eine mögliche Produktionsfirma hin, und möglicherweise wurde der Film ursprünglich auf 35 mm gedreht. Auch das ist ein Teil der Geschichte vom 16-mm-Film: Überlebt dieses 16-mm-Duplikat-Negativ, von dem wir eine digitale Kopie zeigen.

«Mycophyta»
Georges Dufaux, Schweiz 1980 / 5:00 / Ani (ohne Dialog)
Georges Dufaux, Filmlabortechniker bei Schwarz in Ostermundigen, produzierte über einen längeren Zeitraum verlässlich einen Film pro Jahr. Legendär sind sein professionell produzierter Film und das Buch für und über Kino-Operateure. Laut Eigenaussagen war er als Amateur im Animationsfilmbereich tätig. Wir zeigen einen Film von ihm mit Pilzen, ein liebevoll gestaltetes Ballet im Wald.