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African Mirror

Trailer

Dokumentarfilm von Mischa Hedinger, mit René Gardi u.a.

Schweiz 2019, DCP, OV/d/f, 84', ab 16 J.

Der Schweizer René Gardi (1909–2000) war über Jahrzehnte der «grosse Afrika-Erklärer» in der Schweiz. In Büchern, Fernsehsendungen und Filmen schwärmte er vom afrikanischen Kontinent und der angeblich «heilen» Welt der «edlen Wilden» in einer vormodernen Zeit. Seine Bücher wurden in Dutzende Sprachen übersetzt, seine Filme liefen im japanischen und britischen Fernsehen, für «Mandara – Zauber der Schwarzen Wildnis», erhielt Gardi 1960 an der Berlinale eine lobende Erwähnung. Der Berner Mischa Hedinger thematisiert den kolonialen Blick, indem er den grösstenteils unveröffentlichten Nachlass von Gardi montiert – und über das Archivmaterial die verklärte Sicht kommentarlos entlarvt. In einem Interview erläutert Hedinger: «Bis heute gab es keine kritische Auseinandersetzung mit Gardis Werk, immer wieder erlag man seinen Schwärmereien. Als ich während meinen Recherchen einen Gerichtsfall rund um René Gardi entdeckte, war ich sehr überrascht. Gardi wurde 1945 wegen Unzucht mit Kindern verurteilt. Bis heute gibt es keine Aufarbeitung dieser Missbrauchsfälle (…). Es lassen sich unschwer Verbindungen zwischen Gardis sexueller Neigung und seiner Afrika-Obsession erkennen. Die Suche nach einer unschuldigen Reinheit beispielsweise scheint ein Leitmotiv Gardis zu sein.» 

Fr, 17. Januar, 20.15 Uhr: Filmgespräch mit Mischa Hedinger und Serena Dankwa (Journalistin, Fernsehmoderatorin, Mitgründerin Bla*Sh).