Ama-San

Tag für Tag tauchen Matsumi, Mayumi und Masumi aus dem Fischerdorf Wagu auf der japanischen Izu-Halbinsel ohne Sauerstoffflasche und andere Hilfsmittel nach Muscheln und anderen Meerestieren – und stossen damit an die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit. Bis zu vier Minuten unter Wasser verlangen ertragreiche Einsätze am Meeresgrund. Seit über zweitausend Jahren tauchen die Ama-San – wörtlich: Frauen des Meeres – auf diese Art und Weise und sichern so das Einkommen ihrer Familien. Denn mit ihren Delikatessen aus dem Meer erzielten die Ama-San in wenigen Wochen Erträge, die das Jahreseinkommen ihrer Ehemänner oft übertrafen. Nicht selten waren sie es, die das Haupteinkommen bestritten – ein einmaliges Phänomen in der patriarchal strukturierten Gesellschaft Japans. Cláudia Varejão gibt nicht nur faszinierende Einblicke in eine uralte Tradition, sondern auch in moderne Frauenleben im Japan der Gegenwart.