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Anatomie d’une chute

Trailer

Spielfilm von Justine Triet, mit Sandra Hüller (Sandra Voyter), Swann Arlaud (Vincent Renzi), Milo Machado Graner (Daniel), Antoine Reinartz (Staatsanwalt), Samuel Theis (Samuel), Jenny Beth (Marge) u.a.

Frankreich 2023, DCP, E+F/d/f, 152’, ab 12 Jahren

Die ehrgeizige Schriftstellerin Sandra wird des Mordes an ihrem Mann angeklagt. Doch bestehen Zweifel: War es Mord oder Selbstmord? Sandra muss sich einem aufreibenden Gerichtsverfahren stellen, bei dem die Beziehung des Paares seziert wird. Mit dabei: ihr sehbehinderter Sohn Daniel. Justine Triets fesselndes Drama erkundet die Grenzen zwischen Wahrnehmung, Interpretation und Wahrheit. Im Ringen um die Frage, was wirklich geschah, entwickelt sich der Film zu einem packenden Beziehungsdrama und die Widersprüche und Nuancen im Privaten werden der harten Realität des Justizsystems gegenübergestellt. 2023 ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes und dem Europäischen Filmpreis. 

«Die Frage, ob sie ihren Mann umgebracht hat oder nicht, stellt sich nicht nur für die Staatsanwaltschaft und das Kinopublikum, sondern auch für den jungen blinden Sohn. Genau das macht diesen Film zu deutlich mehr als dem üblichen Courtroom-Drama. Denn verhandelt wird letztlich nicht die Mechanik eines Falles, sondern die Dynamik einer Paarbeziehung. Und der Blick darauf von innen und von aussen.» (Michael Sennhauser, Sennhausers Filmblog, 23.5.2023). 

Dabei legt der Film grossen Wert auf die Sprache. Meisterhaft inszeniert sind die Wortgefechte im Gerichtssaal, bravourös gespielt von der Hauptdarstellerin Sandra Hüller, die von der internationalen Presse für diese Rolle gefeiert wurde. Auf Rückblenden, die Vergangenes zeigen, wird weitgehend verzichtet und das Publikum ist – wie die Figuren im Gerichtssaal – auf die Aussagen der Beteiligten zurückgeworfen. Eine prägnante Ausnahme bildet eine hitzige Streitszene des Ehepaars, die im Zentrum des Films steht und sich, ausgehend von einer Tonaufnahme, im Bild ausdrückt. Die französische Regisseurin Justine Triet sagte in einem Interview über «Anatomie d’une chute»: «Im Grunde ist das Gericht der Ort, an dem unsere Geschichte nicht mehr uns gehört, sondern der Beurteilung anderer obliegt, die sie aus verstreuten, vieldeutigen Elementen zusammensetzen müssen. Da wird die Wahrheit zwangsläufig zur Fiktion, und genau das ist es, was mich interessiert.»

Anatomie d’une chute
Anatomie d’une chute