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Bande de filles

Trailer

Spielfilm von Céline Sciamma, mit Diabate Idrissa, Rabah Nait Oufella, Tatiana Rojo, Karidja Touré u.a.

F 2014, 112', DCP, OV/d

Die 16-jährige Mariem (Karidja Touré) lebt in der Pariser Banlieue: In der Schule reicht es nicht für die nächste Klasse, zuhause – wo der grosse Bruder das Sagen hat – muss sie für die zwei jüngeren Schwestern sorgen, da die Mutter als schlecht bezahlte Putzkraft lange Schichten schiebt.

Um bei dem Jungen, der ihr gefällt, Eindruck zu machen, landet sie bei einer Clique von drei etwas älteren coolen Mädels. Mit der charismatischen Anführerin Lady bieten sie auch den in der Nachbarschaft herumlungernden Jungs Paroli. Mariem verwandelt sich vom schüchternen Mädchen zur Kämpferin. Ihre Strategie besteht dabei in der stolzen Aneignung unterschiedlicher stereotyper Rollenmodelle.

Indem jede Option nach kurzer Testphase wieder verworfen wird, führt die Regisseurin Céline Sciamma die Klischees als solche vor. Die Französin hatte schon in ihren beiden Spielfilmen «Naissance des pieuvres» (2007) und «Tomboy» (2011) mit erfreulich unangepassten Geschichten weiblicher Identitätsfindung begeistert. Auch in «Bande de filles» schafft sie das Kunststück, vom «Frauwerden» zu erzählen, ohne in die abgedroschenen Muster üblicher Initiationsgeschichten zu verfallen. Sie inszeniert dabei ebenso stilsicher wie leicht artifiziell: eine kraftvoll schimmernde Farbpalette, die das gesamte maritime Spektrum von Azur bis Türkis abdeckt, porträtartige Close-Ups, eine romanhafte Kapitelstruktur und markante Plansequenzen. Es geht immer wieder um Bewegungen – räumliche, vor allem aber auch soziale. Gekonnt fängt Sciamma eine Bewegung in der anderen auf, nicht nur erzählerisch, sondern auch in Bildern. Die Regisseurin feiert ihre Protagonistinnen und deren Freiheitsdrang. Und natürlich immer mit dabei: das Handy!