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Die Hälfte der Welt gehört uns – Als Frauen das Wahlrecht erkämpften

Trailer

Dokumentarfilm von Annette Baumeister und Carsten Gutschmidt, mit mit Esther Schweins (Emmeline Pankhurst), Jeanette Hain (Marguerite Durand), Paula Hans (Marie Juchacz), Johanna Gastdorf (Anita Augspurg), Harald Schrott (Leonard Kern) u.a.

Deutschland 2018, DCP, D, 104'

Ein Mosaik unterschiedlicher Haltungen und Methoden der Frauenbewegung – quer durch Europa: Mit Hilfe von Archivmaterialien und nachgestellten Spielszenen zeigt Annette Baumeister in ihrem Dokudrama, wie unermüdlich und erbittert Frauen ums Wahlrecht stritten. Die britische Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst, die ihr bürgerliches Leben zurücklässt, um den Kampf auf die Strasse zu bringen; die Fotografin, Schauspielerin und Juristin Anita Augsburg, die in der Schweiz ihr Jurastudium aufnimmt, das ihr in Deutschland verwehrt bleibt; Marguerite Durand, die Gründerin der ersten feministischen Zeitung «La Fronde» in Frankreich, die mit einem zahmen Löwen namens «Tiger» durch Paris flaniert, um auf ihre Kandidatur für die Nationalversammlung aufmerksam zu machen; die SPD-Abgeordnete und Sozialreformerin Marie Juchacz, die 1918 schliesslich als erste Frau vor der Weimarer Nationalversammlung spricht – mit unterschiedlichen Mitteln kämpfen sie für dasselbe Ziel. Alle wollen die gleichen Rechte haben wie Männer, alle wollen frei sein.

«Für grösstmögliche Drastik sorgt stattdessen das immer wieder in die Spielhandlung geschnittene, historische Filmmaterial, das den Zuschauer daran erinnert, dass das gerade Geschauspielerte unfassbarerweise auf tatsächlichen Ereignissen beruht, und dass diese so fremde, unvorstellbare Welt, in der Frauen rechtlose Verfügungsmasse ihrer Ehemänner waren, gerade einmal 100 Jahre entfernt ist. Und dass noch längst nicht alle der im Film angesprochenen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen – etwa bei der Berechnung des Gehalts – ausgemerzt sind. Eine konstante, bohrende, überaus aktuelle Erinnerung, die in diesem Zusammenspiel ausgezeichnet funktioniert – und dieses Dokudrama so lebendig macht, dass sie beim Zuschauen auch im Rückblick aus sicherer, immerhin rechtlich gleichberechtigter Position wohltuend zornig macht. (Anja Rützel, spiegel.de, 12.11.18)