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Die Werckmeisterschen Harmonien (Werckmeister harmóniák)

Spielfilm von Béla Tarr, mit Lars Rudolph (János), Peter Fitz (György), Hanna Schygulla (Tünde) u.a.

Ungarn/Italien/Deutschland/Frankreich 2000, 35mm, OV/d, 145'

Der junge, naiv wirkende János trägt in einer ungenannten ungarischen Kleinstadt Zeitungen aus und hat ein einfaches, freundliches und weltoffenes Gemüt, mit dem er immer wieder auf eine kalte und grausame Gesellschaft prallt. Bald trifft ein Zirkus im Dorf ein – mit einem riesigen ausgestopften Walkadaver als Attraktion. János ist fasziniert, die Dorfbewohner*innen hingegen wittern darin Unheil. Bald bricht Chaos aus und eine Woge der Frustration entlädt sich. 

Zu Beginn des Films lässt János in der lokalen Kneipe die anwesenden Säufer an einem eigensinnigen Kunststück mitwirken: Aus dem Ballett ihrer Bewegungen entsteht die Nachbildung der Planetenbewegungen des Sonnensystems – dies in einer elfminütigen Plansequenz. Zeitliche Zusammenhänge werden greifbar. 

Der Film thematisiert – so Béla Tarr – einen historischen Prozess, der prägend für Osteuropa in den vergangenen zwei Jahrhunderten gewesen ist. Insgesamt waren sechs Kameraleute beteiligt, um einen Film zu schaffen, der die Situation in ihrer Ganzheit abbildet und nicht auf eine subjektive Warte reduziert. Die Bildsprache erzeugt Intensität sowie Respekt gegenüber den Figuren und Landschaften – mit grandiosen Bildern, gewaltiger Musikuntermalung und nur 39 Einstellungen bei 145 Minuten Länge.