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Henry Fool

Trailer

Spielfilm von Hal Hartley, mit Thomas Jay Ryan (Henry Fool), James Urbaniak (Simon Grim), Parker Posey (Fay Grim), Liam Aiken (Ned) u.a.

USA 1997, Digital HD, OV/d, 137', ab 16 J.

Simon Grim ist ein wortkarger Müllmann, der mit seiner tablettensüchtigen Mutter und seiner leicht verfügbaren Schwester ein leeres Dasein fristet. Eines Tages zieht Henry Fool, ein Freidenker auf Bewährung und aufstrebender Dichter, zu ihnen in den Keller. Sein einziger Besitz sind einige vollgeschrieben Hefte, sein «Geständnis», das er irgendwann veröffentlichen will, wenn die Welt so weit sei. Henry freundet sich mit Simon an und inspiriert ihn, seine Gedanken aufzuschreiben und seine neue Berufung als Dichter unter keinen Umständen zu kompromittieren. Leicht beeinflussbar, kündigt Simon seinen Job und wendet sich dem Schreiben zu, während Henry ihm dabei unterstützt seine Gedichte zu veröffentlichen, die tatsächlich nach und nach an Aufmerksamkeit gewinnen. Derweil bringt Henry auch das Schicksal der restlichen Familie gehörig durcheinander.

«Henry Fool»gehört zu Hal Hartleys kommerziell erfolgreichsten Filmen und gewann in Cannes 1998 den Preis für das beste Drehbuch. Es ist der Beginn eines Universums, das er mit Folgefilmen wie «Fay Grim» und «Ned Rifle» aus anderen Perspektiven weiter spinnt. Henry ist ein zielloser Aussenseiter und frei denkender Phrasendrescher, dessen Figur und Dialogzeilen besonders stark auf die Spitze getrieben wird. Allgemein werden viele der Hartley’schen Merkmale noch mehr ins Extreme geführt: Konventionelle Regeln, die Publikumserwartungen zu bedienen, werden ebenso wie realistische Dialoge so stark wie noch nie über den Haufen geworfen. Die sonst eher einfach gehaltene Handlung ist hier sehr ereignisreich und die Mischung aus Absurditäten und akademischen Schwadronierens stossen ans Limit. Serviert wird dieses Spektrum schliesslich wie immer mit unnachgiebig trockenem, schwarzem Humor und ist – in Henrys Worten – genauso radikal, wie wahre Kunst eben sein muss, um bedeutungsvoll zu sein. (Text: Federico Chavez)