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Odna (Allein)

Spielfilm von Grigori Kosinzew und Leonid Trauberg, mit Jelena Kusmina, Petr Sobolewskij, Sergej Gerassimow, Maria Babanowa, Wan Lun-Sen u.a.

UdSSR 1931, 83', 35mm, sw, Fassung: russisch nachvertont, mit russischen und deutschen Zwischentiteln, Altersfreigabe: keine Angabe

Die junge Kuzmina lebt in Leningrad und freut sich auf ihre erste Anstellung als Lehrerin sowie ein Leben an der Seite ihres Liebsten, den sie heiraten möchte. Doch die Pläne der jungen Lehrerin werden durchkreuzt, denn sie wird zum Unterrichten in den entlegensten Zipfel der Sowjetunion – ins Altaigebirge – geschickt, wo sie ihren Anteil zum Aufbau des Sozialismus beizutragen hat. Nach einem ersten Einspruch ihrerseits, gibt sie nach und fügt sich in ihr Schicksal. Doch die Welt, die sie im Altai antrifft, ist ihr fremd: Die Menschen sind arm, leben von der Schafzucht und pflegen schamanische Rituale. Als sie sich mit dem korrupten obersten Dorfsowjet anlegt, soll sie beiseitegeschafft werden ...

Eine kurze Zeitungsnotiz inspirierte das Regie-Duo Trauberg/Kosinzew zu dem bewegenden Drama. Die persönliche Entwicklung der naiven jungen Lehrerin Kuzmina, die anfangs noch vom eigenen Glück träumt und am Ende zu einer Art Vorkämpferin der klassenlosen Gesellschaft wird, steht im Mittelpunkt der Handlung. Der innerlichen sowie äusserlichen Verwandlung der Protagonistin entspricht auch der Wechsel der gewählten filmischen Form: So mischten Trauberg/Kosinzew ihre exzentrische Filmkunst mit stark realistischen Bildern – und dies vor der Einführung der offiziellen sozialistisch-realistischen Doktrin. Der Film wurde im Altai an Originalschauplätzen mit Laiendarstellern gedreht. Das Leben in der kargen Winterlandschaft wirkt wie ein harter Kontrast im Vergleich zum pulsierenden Leben in der Grossstadt Leningrad in den ersten beiden Akten.

1929 als Stummfilm mit Zwischentiteln konzipiert, nachträglich mit Dialogen und Toneffekten untermalt, markierte «Allein» den Übergang zum ersten sowjetischen Tonfilm. Visuell sowie musikalisch ein Meisterwerk!

 

Vorfilm: Samojedskij maltschik (Der Samojedenjunge; UdSSR 1928, 10')
Der Junge aus dem Volk der Samojeden (heute Nenzen genannt) kämpft gegen Aberglaube und für sein Recht auf Bildung. So begibt er sich auf die abenteuerliche Flucht aus dem Dorf in die Grossstadt , wo Schamanen, Eisbären und viele weitere Gefahren lauern. In gereimten Zwischentiteln und Bildern im Stile der nordischen Volkskunst erzählt der kurze Trickfilm den Lebensweg des neuen Menschen. Aus einem erzieherischen Kinderfilm zaubern die Pioniere des sowjetischen Animationskinos ein avantgardistisches Kunstwerk.