Spielfilm von Joanna Hogg, mit Honor Swinton Byrne (Julie), Tilda Swinton (Rosalind), James Spencer Ashworth (William), Alice McMillan (Elisa), Oli Bauer (Simon), Ariane Labed (Garance), Jaygann Ayeh (Marland), Barbara Peirson (Barbara) u.a.
Grossbritannien 2021, DCP, E/d, 107’, ab 16 Jahren
Die Fortsetzung knüpft unmittelbar dort an, wo der Vorgängerfilm «The Souvenir» endet: Die Filmstudentin Julie muss einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten. Von den liebevollen, aber fast zu fürsorglichen Eltern fühlt sie sich nur teilweise verstanden, und ihr Diplomfilm erhält auch nicht die gewünschten Reaktionen. Grossartig spielt Honor Swinton – in der Inszenierung, die ganz auf Atmosphärisches und kleine Details setzt – den Reifeprozess einer jungen Frau zur Künstlerin.
«So wie Julie ihren Tutoren erklärt, dass sie nicht mehr daran interessiert ist, das Leben so zu zeigen, ‹wie es sich abspielt›, sondern ‹wie ich es mir vorstelle›, so zaubert auch Hogg mit einem kühnen filmischen Kunstgriff einen weiteren Film-im-Film aus dem Hut, indem sie Ereignisse wieder aufgreift, die wir bereits zuvor mit unheimlichem Realismus dargestellt gesehen haben, hier aber als fantastische Höhenflüge neu erdacht wurden, die den träumerischen Tanzsequenzen von Hollywood-Musicals alter Schule viel verdanken. Ein kühner Schachzug, der an ‹Singin' in the Rain› und Fellinis ‹8½› erinnert.» (Mark Kermode, The Observer).
«Wenn ‹The Souvenir: Part II› Hoggs persönlichster Film ist, ist es aber auch ihr ehrgeizigster, da er Genre und Form sprengt, um eine Geschichte über die Trauer, aber nicht unbedingt über das Trauern zu präsentieren. Die Frage, was uns dazu bringt, Kunst zu machen – und welchem Zweck Kunst dienen sollte – bleibt auch nach dem Abspann bestehen. Es ist ein betörendes Werk einer Meisterin ihres Fachs, das die Kunst des Filmemachens in seinem durchdringenden Blick festhält und eine kompromisslose Vision dessen vermittelt, was Kino mit ein wenig Vertrauen und Fantasie sein kann.» (Hannah Strong, Little White Lies).
Do, 5. Mai, 20.15 Uhr. Gespräch mit Joanna Hogg, Moderation: Marcy Goldberg (Filmwissenschaftlerin).