Direkt zum Inhalt

True Grit

Trailer

Spielfilm von Ethan und Joel Coen, mit Jeff Bridges, Matt Damon, Hailee Steinfeld, Josh Brolin u.a.

US 2010, 110’, Digital HD, OV/d

Ist «True Grit» ein Western – oder vielmehr eine Westernshow? Die Atmosphäre des Films und das Vor-Augen-Führen des gesamten Coen-Oeuvres lassen eher letzteres vermuten. Die 14-jährige Mattie Ross (herausragend verkörpert von Hailee Steinfeld) zieht aus, um den Mord an ihrem Vater zu rächen, wobei sie die Hilfe von Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges) in Anspruch nimmt. Die beiden ziehen durch eindrückliche märchenhafte Westernlandschaften mit der scheinbaren Fähigkeit von Sequenz zu Sequenz die Jahreszeiten zu wechseln. Ihre Beziehung ist – gelinde ausgedrückt – von Beginn weg kompliziert und herausfordernd: Mattie Ross agiert stereotyp männlich und ist ihren männlichen Counterparts grösstenteils überlegen, obwohl sie mehrmals im Film schmerzlichst daran erinnert wird, dass sie als 14-jähriges Mädchen eigentlich – oder zumindest in einem echten Frontierwestern – nur wenig zu melden hätte. Cogburn hingegen entpuppt sich rasch als das Gegenteil jenes wagemutigen und ehrbaren Westernheldes – «A Man With True Grit» –, den Mattie für ihren Auftrag gesucht hat. Während Matties Figur mit dem Fortschreiten des Plots kaum eine Wandlung erfährt, mutiert Cogburn in jenen Momenten, in denen er wirklich gebraucht wird, eben doch zu jenem Helden, den sowohl Mattie als auch das klassische Genre per se erwarten; wobei auch diese Wandlung gegen Ende nochmals einem Twist ausgesetzt wird, der die eingangs gestellte Frage letztlich eindeutig beantwortet.

«True Grit» bezeichnen die Coens nicht als Remake des gleichnamigen Westerns von 1969 mit John Wayne in der Hauptrolle, sondern als davon losgelöste Neuadaption der Romanvorlage von Charles Postis. Interessant dabei ist, dass die Brüder den 1969er-Film trotzdem zumindest formal scheinbar sequenzweise übernehmen. Er wird aber überspitzt und ironisiert und vor allem in den entscheidenden Momenten zu Gunsten der Romanvorlage verlassen. Mit diesem Vorgehen gelingt den Coens ihr visuell möglicherweise eindrücklichster Film, der unbedingt auf der Kinoleinwand zu geniessen ist.