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Trust

Trailer

Spielflim von Hal Hartley, mit Adrienne Shelly (Maria Coughlin), Martin Donovan (Matthew Slaughter), Rebecca Nelson (Jean Coughlin), John MacKay (Jim Slaughter), Edie Falco (Peg Coughlin) u.a.

USA 1990, Digital HD, OV/d, 105', ab 12 J.

Als Maria von der Highschool fliegt, pumpt sie ihren sonst schon aufgebrachten Vater auch noch um Geld an. Dass sie von ihrem Freund Anthony schwanger ist, der abgesehen von Football nicht viel im Kopf hat, bringt das Fass zum Überlaufen: Der Vater fällt um und stirbt an einem Herzinfarkt. Die Mutter, die ihrerseits nur geheiratet hat, um nicht arbeiten zu müssen, schmeisst ihre Tochter kurzerhand aus dem Haus. Und Anthony sucht schnell das Weite.

In der Zwischenzeit schmeisst Matthew, ein gebildeter, viel belesener Einzelgänger, seinen Job in einer Computerfirma aus Frust über die laue Produktqualität und aus geistiger Unterforderung hin. Er ist schon über dreissig und wohnt bei seinem Vater, der ihn ständig zum Putzen nötigt, obwohl er schon mehrmals sauber gemacht hat. Deprimiert über die Oberflächlichkeit der Gesellschaft und ihrem sinnlosen Streben nach materiellen Werten, streunt er durch die Strassen und trifft dabei auf die ebenso verlorene Maria. Trotz der offensichtlichen Unterschiede verbindet sie eine unbegreifliche Seelenverwandtschaft und sie beide fassen eine Beziehung als Chance ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen.

Hal Hartleys zweiter Film ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, fernab vom üblichen Kitsch, serviert mit einem unterschwelligen, teils zynischem, trockenen Humor. Trotz mancher Absurditäten nimmt er seine Aussenseiter und die eigentlich zum Scheitern verurteilte Beziehung ernst und gibt sie nie der Lächerlichkeit preis. Im Gegenteil: Lächerlich erscheinen im Vergleich alle Anderen, die ihren vorbedachten Platz in der Gesellschaft einzunehmen versuchen, in der Hoffnung so das Glück zu finden. Hartley nimmt dabei mehrere Lebensfacetten aufs Korn, die uns auch heute noch alle beschäftigen: die Familie, die Arbeit, die Einsamkeit oder die Hoffnung, aber auch konkrete Probleme wie Abtreibung und sexuelle Belästigung.

Nicht zuletzt geht es um die Liebe, die aber nichts mit der Darstellung von Liebe in Hollywood-Filmen gemein hat und ebensowenig mit der amerikanischen Traumfabrik, sondern die hier als das Zusammenspiel von Respekt, Bewunderung und Vertrauen definiert wird. (Text: Federico Chavez)