Spielfilm von Roman Bondarchuk, mit Serhiy Stepansky (Lukas), Viktor Zhdanov (Vova), Khrystyna Deylyk (Marushka) u.a.
Ukraine/Deutschland 2018, DCP, OV/e, 106’
Der Dolmetscher Lukas stammt aus Kyiv und ist im Auftrag der OSZE unterwegs zur Krim. Nach einer Autopanne im südukrainischen Niemandsland kommen ihm erst seine zombiehaften Mitfahrer und dann sein Auto abhanden. Der exzentrische Vova kommt mit seinem Lastwagen vorbei und nimmt ihn mit, auf dem Beifahrersitz sitzt dessen ausgesprochen coole Tochter Maruska und denkt sich ihren Teil. Schnell muss Lukas feststellen, dass in der südukrainischen Provinz seitens der Polizei keine Hilfe zu erwarten hat, vielmehr setzt es Prügel für unerwünschte Fragen. Vova muss ihm oft aus der Patsche helfen, hat aber selbst Probleme mit seiner Mutter, die dem beinharten Anarchisten immer noch vorschreiben möchte, wie er zu leben hat. Was sollen die Nachbarn denken? Lukas und auch Vova werden im Verlauf des Films zu Freunden und kommen weiter. Das ist auch dringend nötig ist, denn laut Lukas ist das Leben in Abschnitte von 7 Jahren eingeteilt und nach jedem Abschnitt steht eine Entwicklung an – wer diese verpasst, sitzt fest und endet im eigenen Limbus. Vielleicht so wie Russland in einer ewigen Legislaturperiode festsitzt? Langsam öffnet sich Lukas der Möglichkeit, die grosse Freiheit im anarchistischen Kleinen zu finden.
«Volcano» ist eine absurd anmutende Tragikomödie, die wie ein Roadmovie anfängt und wie eine psychodelische Kunstfilmpoesie aufhört. Die Story erinnert in ihrer absurden, liebevollen und manchmal gewaltsamen Komik ein wenig an die Filme von Jim Jarmusch. Auch hier ist nichts «Down By Law», also gesetzlich geregelt, und die Liebe siegt. Wie in seinem letzten Dokumentarfilm «Ukrainian Sheriffs» von 2015 richtet Bonardchuk in seinem ersten Spielfilm die Aufmerksamkeit auf die kreativen und teilweise absurd anmutenden Versuche seiner Protagonist:innenen, in einem Land voller korrupter Gewalt und Gesetzeslosigkeit zu überleben.
Den Figuren in «Volcano» gelingt es, ihre Menschlichkeit zu wahren und die wirklich wichtigen Dinge zu leben: Liebe, Mitgefühl, Freundschaft und nackt am Strand tanzen mit Blumen im Haar. Ach ja; und noch ein wichtiges Geheimnis wird gelüftet: Geld, by the way, ist nix wert.