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Hochhaus im Film: Kulisse und Metapher

Hochhaus im Film: Kulisse und Metapher Filmreihe

Ob urbane Kulisse, filmisches Stilmittel oder Ort der Begegnung von Menschen verschiedenster Couleur: Das Hochhaus als Handlungsort ist im Film nie zufällig gewählt. Die Filmreihe vereint Werke aus einem Jahrhundert Filmgeschichte, aus Metropolen zahlreicher Länder. Filme unterschiedlichster Genres – vom Action- bis zum Dokumentarfilm – vermitteln Aspekte rund um das Symbol der modernen Grossstadt. Sie zeigen das Hochhaus in vielfältigen Rollen. Während in «Safety Last» das Bürohochhaus, an dem Harold Lloyd gegen Ende seine atemberaubende Kletterpartie ausführt, für Aufbruch, Fortschritt und Urbanität steht, dienen die gigantischen Hochhausattrappen in «Playtime» Tati als Projektionsräume für seine Kritik am anonymen Grossstadtleben.

Neben eindrücklichen Kulissen ergeben sich interessante Perspektiven: Kameraaufsichten entlang der Fassade lassen die ZuschauerInnen klein erscheinen; der oftmals in nervenaufreibenden Szenen auf Hochhausdächern eingebettete Blick in die Tiefe erzeugt Spannung. Was wären all die Grossstadtfilme ohne die unzähligen Stürze vom Dach!

«Der Vertikalität des Hochhauses steht die Horizontalität des Films gegenüber. Die jeweiligen charakteristischen Bewegungen sind denn auch die vertikale Fahrt mit dem Aufzug und der horizontale Schwenk der Kamera. Dadurch, dass das Kino seit den 1950er-Jahren breite Bildformate bis hin zu Cinemascope bevorzugt – was das Fernsehen mittlerweile nachvollzogen hat –, hat sich diese ästhetische Differenz noch verschärft.» (Andres Janser: «Vertikale, horizontal erzählt – Das Hochhaus im Film», 2011)

Das Hochhaus – weniger der Bürokomplex aus dem Finanzdistrikt als vielmehr der Wohnblock am Stadtrand – eignet sich zudem als eine Art filmische Bühne. Wer diese Gebäudes besucht, betritt eine Art «vertikales Dorf», mit der Kamera muss man bloss von einer Wohnung in die nächste gehen, schon taucht man in unterschiedlichste Lebenswelten ein. Oder man stellt sich wie die südafrikanische Regisseurin Ingrid Martens in den Lift eines Hochhauses und lässt sich Geschichten zum Haus, zur Stadt, zum Leben erzählen. Auch das sind Hochhäuser: Schmelztiegel und Soziotope, für Filmemacher ein dankbares Setting.

Zu Beginn der Vorstellungen ergänzen kurze, spielerische Vorfilme den panoptischen Blick zum Hochhaus im Film.

Kuratiert von Katharina Flieger.

Zu den Filmen:
Safety Last (R: Fred Newmeyer, Sam Taylor, 1923)
Playtime (R: Jacques Tati, 1967)
The Towering Inferno (R: John Guillermine, 1974)
Le thé au harem d’Archimède (R: Mehdi Charef, 1985)
Die Hard (R: John McTiernan, 1988)
Sliver (R: Phillip Noyce, 1993)
Chungking Express (R: Wong Kar-Wai, 1994)
High Rise (R: Ben Wheatley, 2015)
Am Kölnberg (R: Laurentia Genske, Robin Humboldt, 2014)
Kurzfilmprogramm: Africa Shafted: Under One Roof (2011), Torre David (2013) und Der Komplex (2002)

Aktuell keine Vorstellungen mehr in dieser Reihe.